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Markt Schwarzhofen gedenkt Kriegsendes des 2. Weltkrieges – Luftangriff und Todesmärsche

12.05.2025

Der Markt und der Kulturförderkreis Schwarzhofen haben gemeinsam mit dem historischen Verein für die Oberpfalz zur Autorenlesung von Sebastian Christ über den heldenhaften KZ-Häftling Nr. 2 von Auschwitz, Otto Küsel, eingeladen (wir berichteten). Die Lesung war auch gleichzeitig der offizielle Gedenkaktes des Marktes Schwarzhofen aus Anlass des Kriegsendes des 2. Weltkrieges. Erster Bürgermeister Maximilian Beer, der auch Vorsitzender des Kulturförderkreises ist, begrüßte dazu auch den Landtagsabgeordneten Martin Scharf und Kreisheimatpfleger Theo Männer in der Aula der Schule. Die Plätze reichten kaum aus und es mussten Stühle hereingetragen werden, so groß war das Interesse. 

Beer wies zunächst darauf hin, dass vor der Veranstaltung symbolisch für die Toten des 2. Weltkrieges und zu Ehren von Otto Küsel, der sich nach dem Krieg in Schwarzhofen niedergelassen hat, eine Schale am Freidhof niedergelegt wurde. Er betonte, dass es gerade in der heutigen Zeit, in der rechte und linke demokratiefeindliche Kräfte wieder erstarken, umso wichtiger sei, das Gedenken und die Erinnerung an den 2. Weltkrieg mit all seine furchtbaren Ereignissen wach zu halten. Er verdeutlichte die Betroffenheit der Menschen der Gemeinde, die auch wie in anderen Gemeinden unter dem Krieg litten. Am 14. Februar 1945 wurde Schwarzhofen Ziel eines Angriffs amerikanischer Bomber. Eine Frau kam dabei ums Leben. Ob der Angriff ein Versehen gewesen sei, weil man wegen der überfluteten Schwarzach den Ort mit dem Industriestandort Bodenwöhr verwechselte, oder die Bomberpiloten ihre restliche Bombenlast auf dem Rückflug vom verheerenden Bombenangriff auf Dresden am selben Tag loswerden wollten oder ob die kleine Gemeinde gezielt angegriffen wurde, um die Landbevölkerung noch kriegsmüder zu machen, sei bis heute ungeklärt, so Beer. Auch habe der Krieg seine Spuren hinterlassen, da fast 70 Soldaten aus der Gemeinde ihr Leben im 2. Weltkrieg ließen oder vermisst werden. Auch seien „über Nacht“ jüdische Mitbürger verschwunden und vom Naziregime verschleppt und vermutlich ermordet worden, ohne dass jemand damals nachgefragt habe.

Am 23. April vor 80 Jahren rückten amerikanische Kampftruppen in die Gemeinde ein und der Krieg war damit zu Ende. Mutige Schwarzhofenerinnen hatten trotz Androhung mit dem Tod durch die abrückenden Nazischergen weiße Fahnen am Kirchturm gehisst, so dass der Ort vor Zerstörung verschont wurde. Unmittelbar davor war Schwarzhofen Schauplatz schrecklicher Szenen, als am Samstag, 21. April von Oberviechtach kommend der erste und am Sonntag, 22. April während des Sonntagsgottesdienstes von Zangenstein ein zweiter Todesmarsch mit KZ-Häftlingen der evakuierten KZs Auschwitz und Flossenbürg durchgetrieben wurde und außerhalb des Ortes geschwächte Häftlinge von der SS ermordet wurden. Nicht nur zwei Erinnerungsstätten am Ort der Gräuel erinnern heute an diese Ereignisse. Beer verwies darauf, dass er als Bürgermeister des Marktes Schwarzhofen vor Jahren eine Gruppe ehemaliger Häftlinge in Schwarzhofen begrüßt und er mit Ortsheimatpfleger Wolfsteiner mit ihnen die Stätten der Erinnerung in der Kommune besucht habe. Auch kam 1999 der ehemalige jüdische KZ-Häftling Jehuda Neemann, der den Holocaust überlebt hat, extra aus Israel nach Schwarzhofen, den Ort, wo er dem Todesmarsch entkommen konnte. Er bezeichnete Schwarzhofen wörtlich als Ort, „wo seine zweite Wiege stand“, da er hier sein neues Leben in Freiheit beginnen konnte. „All diese schrecklichen Ereignisse mahnen uns, heute wachsam und mutig für die Demokratie und den Frieden einzutreten“, beschloss Bürgermeister Beer .den Gedenkakt.


Am Grab des in Schwarzhofen sesshaft gewordenen KZ-Häftlings Nr. 2 von Auschwitz, Otto Küsel, legte Bürgermeister Maximilian Beer (rechts) zusammen mit der Tochter von Otto Küsel, Renate Grün, (2. von links) und deren Familienangehörigen sowie Autor Sebastian Christ (hintere Reihe rechts) und Ortsheimatpfleger Alfred Wolfsteiner (hintere Reihe 2. Von rechts) eine Schale nieder.